Lesen und Arbeiten – Lege et labora

Die Aufforderung an den lernenden Musiker, gleichviele Stunden zum Lesen wie für das Üben am Instrument aufzubringen, wird vielen großen Musikerpersönlichkeiten als Zitat, wie z.B. dem unvergleichlichen Vladimir Horowitz, zugeschrieben.
Dabei ist ausdrücklich das Lesen von Fachliteratur ausgeschlossen, da ja angestrebt wird, einen hohen geistigen Erfahrungsschatz außerhalb des eigenen Faches und daraus resultierend hochzahlig neue intellektuelle Verknüpfungsmöglichkeiten für die Arbeit an der Musik aufzubauen.
Marius Danielo Militzer praktizierte diese Vorgehensweise bereits seit frühen Jahren seiner Jugend, ohne jedoch diese Empfehlung vorher gehört zu haben. Aus einem natürlichen Bedürfnis heraus, las er in seiner Lehrzeit und natürlich darüber hinaus, unzählige Schriften und Werke der Philosophie, der Religion und der Literatur.
Der Gewinn hieraus, so Militzer, ist, obwohl es um eine enorme Anzahl von Worten geht, in Worten wiederum nicht zu beschreiben.
Die vorangestellte Empfehlung kann der Musiker Marius Militzer, anhand der eigenen Erfahrung, mit hohem Nachdruck weitergeben und sich in den Reigen derer einfügen, denen diese Rat als Zitat zugeschrieben wird.
Militzer geht aber auch noch einen Schritt weiter. Er empfiehlt jedem ernsthaft Lernenden der Musik und der Kunst, zeitweise, soweit es dessen körperliche und mentale Kraft zulässt, mit großem Respekt und äußerster Hingabe, harte, außerakademische Arbeit auszuüben.
Er benutzt in diesem Zusammenhang gerne die lateinischen Worte lege et labora (lesen und arbeiten) in Anspielung auf das, im Sinne der Regula Benedictus verfasste Motto, ora et labora, um, zum Einen die Ernsthaftigkeit dieser Herangehensweise zu betonen, und zum Anderen auf die lateinische Bedeutung des Wortes labora, das, außer mit dem Wort Arbeit auch mit den Worten Mühsal und Last übersetzt werden kann.

Zunächst nahm Militzer aus wirtschaftlicher Notwendigkeit heraus, zur Finanzierung des Musikstudiums, harte Arbeit jenseits des akademischen Elfenbeinturmes an und erkannte dabei sehr schnell die enorm fruchtbare wechselseitige Durchdringung mit der künstlerischen Tätigkeit. Auch hierbei, wie bei seiner kompositorischen Arbeit, lotete er die Extreme aus:
Marius Danielo Militzer arbeitete während des Musikstudiums, neben der umfangreichen Übezeit am Instrument und den regelmäßigen Auftritten, unter anderem:
als, dem Rang nach, erster Tellerwäscher, für über 1 Jahr in Nacht- und Wochenendschichten, teilweise in 16-stündigen Doppelschichten, in einem der angesagtesten Restaurants am Berliner Savignyplatz. Eindrücke aus dieser Zeit sind in einigen seiner motorisch maschinenartig anmutenden Kompositionen wiederzufinden.
als Lagerarbeiter in mühsamen Nachtschichten in der Getränkeabteilung (hochprozentig) in einem der größten Großmärkte Berlins. Die hellen Klänge die beim Einräumen der Flaschen entstanden, bildeten einen faszinierenden Rhythmus im Spannungsfeld zwischen Zufälligkeit und übergeordneter Regelmäßigkeit.
als Autowäscher (trockenledern der PKWs) in pausenlosen 10 Stunden Schichten in einer der modernsten Autowaschanlagen NRWs. Schwere Maschinen der Waschanlage bildeten den Cantus Firmus zu fortwährend variierenden Rhythmen aus zuschlagenden Autotüren und startenden und aufheulenden Motoren.
als beliebter Barkeeper in einem der renommiertesten Musikclubs Berlins sowie in dem größten Varietétheater Berlins und in einer zur Legende gewordenen sehr großen Berliner Diskothek
als Renovierungsgehilfe im berühmten Luxushotel Kempinski am Berliner Kurfürstendamm
als Packhilfe in einer der größten Kaffeeröstereien Berlins
als eigenverantwortliche Reinigungskraft im Bereich Gebäudereinigung und Wohnungsreinigung im Nobelkiez Berlin-Charlottenburg
aber auch weniger mühsam
als Statist für Spielfilme (ARD, ZDF), Talkshows (Sat1) und Serien (u.a. Gute Zeiten, schlechte Zeiten RTL)
als Model u.a. für eine Plakatwandkampagne und Zeitungsanzeigenkampagne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Deutschland (Deutschlandradio Kultur)
und als bezahlter Trauzeuge einer geheimen Hochzeit im berühmten Rathaus Schöneberg, von dessen Balkon John F. Kennedy einst den legendären Satz sprach: „Ick bin ein Berliner“